UNTERTYPEN NACH WOLLSTRUKTUR BEI DEN WOOLY-LAMAS

Am Anfang, d.h. zu Beginn der 90er Jahre, als die ersten Lamas zu privaten Zuchtzwecken aus Südamerika nach Europa importiert worden sind, war man einfach schon froh wenn man ein paar von den seltenen Woll-Lamas ergattern konnte.

Inzwischen hat sich der Bestand etwas erhöht, obwohl wahrscheinlich auch heute noch gut bewollte und korrekt gebaute Woll-Lamas seltener sind als die entsprechenden Alpakas. Langsam zeichnet sich aber ein Trend zu spezifischen Wolltypen auch in der Woll-Lamazucht ab.

Ursprünglich wurden für die Woll-Lamas die zwei Typen-Bezeichnungen "Tapada" und "Lanuda" gebraucht (sowie "Cara Sullo" für die leicht bewollten Typen). Laut der spärlichen Literatur sollen diese Bezeichnungen ursprünglich rein gezüchteten Grundtypen aus Peru entsprechen. Heute scheinen diese Ausdrücke in Peru aber weitgehend unbekannt zu sein.

"Tapada" entspricht der auch heute noch verbreitetsten Wollstruktur, die sehr der Wolle der Huacaya-Alpakas gleicht, mit einem im allgemeinen etwas höheren Anteil an Grobhaar als bei diesen. Die Unterwolle ist also sehr dicht und fein, neigt aber ausgesprochen zum Verfilzen. Diesem Nachteil kann durch regelmässiges Bürsten und Schären abgeholfen werden. Mangels Alternativen wird immer noch der Ausdruck "Tapada" verwendet, oder eben einfach: normales Wooly-Lama.

 

 

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Der Typ "Lanuda" hingegen hat ein Vlies das locker fällt, im Winde flattert und sich weder bauscht noch verfilzt (oder zumindest länger dazu braucht). Dieser Typ scheint heutzutage eher ein Mythos zu sein. Auf manchen nordamerikanischen Photos oder Videos sind zwar Tiere zu sehen welche dieser Vorstellung entsprechen, aber es ist da schwierig zu sagen ob es sich nicht einfach um total ausgebürstete "Tapadas" handelt. Mit entsprechendem Aufwand kann man eben vieles erreichen.

In Europa steigt jedenfalls langsam das Bedürfnis, sich vom ursprünglichen Trend "je mehr Wolle, desto besser" abzuwenden und eine Entwicklung hin zu Tieren zu fördern deren frei flatterndes Haar attraktiver und pflegeleichter ist, als die Typen, welche schon im zweiten Jahr nach der Schur wie Zuckerwattebälle aussehen. Beibehalten wird das Zuchtziel der "Ganzkörperbewollung".

Die ursprünglichen "Lanudas" sollen an den Beinen nicht sonderlich bewollt gewesen sein, aber die Wolle bis hinunter zu den Zehen ist überall, auch bei den Alpakas, eher ein "modernes" Phänomen. Eindeutig ästhetisch wünschenswert, hat die Beinbewollung keinen besonderen Nutzwert, da diese Wolle immer von sehr schlechter Qualität ist und das Schären der Beine besonders aufwändig ist.

 

 

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Allen diesen hier besprochenen Wolltypen wird in Nordamerika seit einiger Zeit ein besonderes Interesse gewidmet und wie immer kommt dieser Trend früher oder später auch zu uns. Dabei gibt es zwei Quellen für die diversen Untertypen. Einerseits suchen die Amerikaner ja schon wesentlich länger als wir Europäer nach immer spezifischerem Zuchtmaterial in Südamerika, andererseits git es überall wo intensiv gezüchtet wird, früher oder später, spontane Mutationen. Sobald ein Trend dann feststeht gibt es häufig natürlich auch Schummeleien um das gewünschte Resultat auf die krumme Tour zu erreichen, besonders wenn es, wie in den USA, um viel Geld geht.

Dies gilt besonders für einen weiteren Wolltyp, die Suri-Lamas. Wie wir gesehen haben gibt es diese Unterart in recht geringen Beständen bei den Alpakas. Seit einigen Jahren ist nun bekannt, dass es in gewissen Gegenden der Anden (besonders Peru), diese Woll-Variante auch bei den Lamas gibt. Die spezielle Zapfenlockenstruktur und der Glanz der Suri-Wolle ergibt, wie bei den Alpakas, einen umwerfenden "Look", aber auch ein paar Probleme beim Unterhalt (>>Alpakas).

 

 

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"Suri-Lamas" in Peru

Niemand weiss genau wann, wo, wie und warum diese spezielle Form entstanden ist, aber offenbar gibt es sie schon solange, dass ein reiner "Hype", eine absichtliche Kreuzung für den Export, auszuschliessen ist. Hingegen gibt es auch in den Ursprungsländern nur eine sehr kleine Anzahl Tiere, die sowohl typisch bewollt, als auch korrekt, ohne Alpaka-Einschlag, gebaut sind.

In den USA sind einige Exemplare importiert worden, andere sollen spontan entstanden sein. Mit zunehmender Nachfrage sind dann auch bald Fälle von gezielten, jedoch heimlichen, Lama x Suri-Alpaka-Kreuzungen bekannt geworden. Inzwischen gibt es sogar einen eigenen Suri-Lama-Verein.

Seit kurzem gibt es auch ein paar wenige, aus Peru importierte, Suri-Lamas in Europa.

 

 

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- dito -

Was der europäische Züchter jedoch am ehesten kennt sind spontane Geburten von Tieren mit einer Wollstruktur die von der "Tapada-Norm" abweicht. Wie bei jeder Zucht ist es nun d¡e Aufgabe jedes Einzelnen, zu versuchen diese Eigenschaften nach persönlicher Vorliebe und genetischen Möglichkeiten zu verstärken.

Recht häufig finden sich Jungtiere mit leicht gelockter Wollstruktur, obwohl diese Eigenschaft meist mit zunehmendem Alter immer mehr verschwindet. Mehr in Richtung "Lanuda" finden sich hin und wieder Individuen mit besonders glattem Haar. Die Amerikaner unterscheiden dabei "Single Coat", also "Einfach-Behang" oder "Silky Coat" = "Seiden (-Glanz)-Behang".

Es handelt sich hier also um Tiere mit einem einzigen Haartyp im Vlies (oder zumindest einer starken Dominanz eines Haartyps). Beim eher groben "Single Coat" handelt es sich am wahrscheinlichsten um eine Dominanz des gröberen Deckhaares, das dann zwar weniger zur Wollproduktion geeignet ist, aber dafür pflegeleichter und optisch ansprechend ist.

Die Bewollung des "Silky Coat"-Typs besteht wohl hauptsächlich aus einem besonders feinen, geraden und glänzenden Typ Unterwolle. Auch diese Variante ist sehr attraktiv, hat aber den Nachteil, sehr schmutzempfindlich zu sein, da alles daran hängen bleibt.

Alle diese spontanen "Mutationen", oder vielleicht einfach genetischen "Flashbacks" (Wiederaufflackern verlorener Typen?), sind zwar gar nicht so selten wie man annehmen könnte, leider sind sie aber genetisch gesehen in keiner Weise dominant. Wir Züchter haben also noch einen längeren Weg bis zum Ziel der klar definierten Untertypen vor uns.

 

 

 

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"Silky-Coat"-Lamahengst "iguazu des Granades" herausgeputzt für die Show (Besitzer André Richard, F)

 

 

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