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LAMA-SHOWS UND SPORTVERANSTALTUNGEN

Wie bei praktisch allen Haus- und Nutztieren gibt es auch bei den Kleinkameliden seit einigen Jahren (1998) Ausstellungen an welchen die Züchter und Halter von Lamas und auch Alpakas ihre Tiere speziell geschulten Richtern vorführen. Das Prinzip ist ähnlich wie bei den bekannteren Hunde- oder Pferdeausstellungen, aber im grossen und ganzen doch noch etwas lockerer und kollegialer, ohne allzu verbissenen Konkurrenzkampf.

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Hindernis-Parcours in Meissenheim (D) 1999

Die Kombination

Zusätzlich zu der Bewertung dieser beiden Wettkampf-Kategorien gibt es auch noch Platzierungen und Preise für die sogenannte "Kombination", in welcher die Tiere ausgezeichnet werden die am besten sowohl in der Schönheit als auch im Sport abgeschnitten haben. Dieser Aspekt wird oft nicht verstanden oder nur am Rande wahrgenommen. Eigentlich ist dies aber eine besonders wertvolle Auszeichnung, denn sie bedeutet, dass die betreffenden Tiere eben sowohl schön und korrekt gebaut, als auch bestens ausgebildet und von gutem Charakter sind.

Die Nachzuchtgruppen

Eine andere manchmal unterbewertete Prüfung ist die Nachzuchtgruppe. Dabei werden drei Nachkommen eines Deckhengstes, oder zwei von verschiedenen Vätern stammende Fohlen einer Stute vorgestellt. Ausser deren allgemeinen Qualitäten wird besonders ihre Homogenität beurteilt. Die Elterntiere sind nicht mit im Ring und oft auch nicht an der Show. Für Zuchttiere ist dies eigentlich die wichtigste Prüfung, den was nützt der schönste Hengst oder die beste Stute, wenn sie ihre Qualitäten nicht vererben.

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Kostümgruppe in Ungersheim (F) 2003

Ausser diesen direkt auf die Tiere bezogenen Wettbewerben gibt es noch drei Kategorien die speziell die Wolle der Lamas und Alpakas betreffen:

Der Vlies-Wettbewerb, bei welchen die geschorene Wolle einzelner Tiere beurteilt, sowie neuerdings die "Walking-Fleece" Bewertung, bei welcher die Wolle direkt auf dem Tier untersucht wird. Schlussendlich werden dann noch die aus Lama- und Alpakawolle hergestellten Artikel dem kritischen Blick der Richter ausgesetzt.

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Vlies-Bewertung in Ungersheim (F) 2003

Der nächste Schritt in der Entwicklung der Anforderungen findet im kommenden Jahr (Frühjahr 2011) im Südtirol in Form einer Champion-Show statt, an der nur Tiere zugelassen sein werden, die bereits an einer anderen Veranstaltung einen Preis gewonnen haben.

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Blue-Andastra - Grand Champion Stuten (stark bewollt) in La Bresse (F) 2006

Seit längerem wird auch am Aufbau eines Herdbuchs gearbeitet wie es bereits für die meisten Haus- und Nutztiere besteht. Für Kameliden gibt es ein solches noch in keiner Form, obwohl einige Züchter behaupten Herdbuchzucht zu betreiben. Um ein ernsthaftes Herdbuch zu schaffen braucht es zuerst ein internationales Abkommen um die Abstammungs-Nachweise per DNA-Analyse zu vereinheitlichen. Zur Zeit werden von den Vertretern von LAREU dementsprechende Verhandlungen geführt.

AELAS arbeitet eng mit dem "Lama- und Alpaka-Register Europa - LAREU" zusammen, grössten Teils in (ehrenamtlicher) Personalunion. Das kostenlose online-Register für Kleinkameliden kennt einen grossen Erfolg in der europäischen Szene. Bereits sind über 6000 Tiere registriert. Dieses, übrigens streng diskret geführte Register hilft z. B. entlaufene oder gestohlene Tiere zu identifizieren, soll vor allem aber zum Aufbau von zuverlässigen Stammbäumen beitragen. Mit solchen kann gezielter selektioniert und Inzucht vermieden werden. Für die Teilnahme an AELAS-Veranstaltungen ist der Eintrag in eines der bestehenden Register obligatorisch. Mit der Anmeldung erhält dann jedes Tier auch noch eine AELAS-Nummer die ausschliesslich der Organisation der Wettbewerbe dient.

Um zu Vermeiden, dass die Gewinner der einzelnen Shows allzu schnell in Vergessenheit geraten, führt AELAS, falls der Besitzer dies wünscht und einen kleinen Beitrag bezahlt, ein Punktekonto der teilnehmenden Tiere nach einem komplexen Berechnungsverfahren, die beim Erreichen einer Mindestanzahl in die im Internet veröffentlichte Ehrenliste aufgenommen werden.

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Diese Lama- und Alpaka-Shows finden jährlich auf internationalem Niveau statt. So haben die Ausstellungen in Deutschland, Frankreich und inzwischen auch Norditalien und Österreich Tradition. Daneben gibt es auch regionale Treffen, besonders in Nord- und Ostdeutschland, sowie eigene Alpaka-Events. Die Schweiz geht wie üblich einen eigenen Weg, nach eher merkwürdigen Kriterien.

Die meisten und professionellsten Shows werden von der "Arbeitsgemeinschaft Europäische Lama- und Alpaka-Shows e.V - AELAS" (mit)organisiert. Dieser unabhängige Verein konzentriert sich auf die Wettbewerbe innerhalb der Ausstellungen und die Ausbildung der Richter nach den bewährten Richtlinien der amerikanischen Dachorganisation ALSA (Alpaca Llama Show Association).

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Die Veranstaltungen haben verschiedene Funktionen. Ganz allgemein sind sie ein Treffpunkt der Züchter und Halter, wo man sich kennen lernen und seine Tiere einem mehr oder minder zahlreich erschienenem Publikum vorführen kann. Die unterschiedlichen Disziplinen haben dann wiederum ihre eigenen Ziele:

Die Tierprämierungen, oft familiär Schönheits-Wettbewerbe genannt, die auf französisch korrekter "Körperbau und Gänge" heissen, sind eine dieser Prüfungen. Die Richter bewerten hier nicht etwa die offensichtliche Attraktivität, die ja meist von der Färbung und Bewollung bestimmt wird und als subjektiver Faktor auch vom Laien gefühlsmässig erkannt wird, sondern primär klare anatomische und motorische Vorgaben, welche dem Tier konkrete Vorteile bringen und Fehlentwicklungen und Degenerations-Tendenzen vermeiden helfen sollen.

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Die Wettbewerbe sind somit eine wertvolle Gelegenheit für die Züchter sich in der Erkennung von genetischen Schwachpunkten und der Definition ihrer Zuchtziele zu schulen. Die Urteile sind aber nie absolute Qualitäts-Definitionen, sondern relativ und vergleichend und ein Sieg bedeutet zuerst, dass an diesem Tag ein Individuum in besserer Form, oder besser vorbereitet war als die gerade anwesenden Konkurrenten oder eben umgekehrt im Falle einer schlechten Platzierung. Beim heutigen Stand der Zucht sind die Tiere auf den vorderen Plätzen oft qualitativ sehr ähnlich und die Richter müssen sich manchmal auf kleinste Mängel stützen um die Rangfolge zu differenzieren.

Auch der erfahrenste Züchter kann von den Entscheidungen der Richter lernen, selbst wenn er mit einem Urteil (nach seinen Kriterien) nicht einverstanden ist, oder gerade dann.

Leider gibt es einige Lamaleute und sogar ganze Vereine, die es einfach nicht ertragen können das Risiko einzugehen, dass an ihren Tieren der eine oder andere Schwachpunkt entdeckt wird. Sie verpassen so eine Chance ihren Bestand zu verbessern, was ja das zentrale Anliegen eines jeden Züchters sein sollte. Übrigens erwähnen seriöse Richter nie öffentlich direkt Fehler, sondern erklären nur, dass das besser platzierte Tier sich heute harmonischer bewegt hat, oder idealere Proportionen hat etc.

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Die Sportwettkämpfe sollen einerseits dem Publikum, das die Kleinkameliden an diesen Veranstaltungen entdeckt und meist nicht ganz versteht was an den Schönheitswettbewerben vor sich geht, zeigen wie umgänglich und gelehrig die Tiere sind und andererseits die Besitzer motivieren mehr mit ihren Tieren zu arbeiten. Dabei werden beide auf die Spaziergänge und Trekking-Touren in der freien Natur vorbereitet. Natürlich macht das Ganze auch Spass. Bewertet werden nicht nur die Leistungen der Tiere beim Meistern der Hindernisse, sondern auch das Verhältnis des Teams Mensch/Tier, das locker und ohne unnötiges Gezerre und Gezeter über die Bühne gehen soll.

Hier ist zu bedauern, dass nicht alle Show-Teilnehmer ihre Tiere auch an den Sport-Wettkämpfen teilnehmen lassen. Der einzige Grund dafür dürfte die mangelnde Ausbildung der Tiere sein. Gut ausgebildete Tiere sind aber das beste Argument um unsere Tiere populär zu machen und schlussendlich auch verkaufen zu können. Natürlich steht nicht bei allen Lamazüchtern der kommerzielle Erfolg im Vordergrund, aber es gibt wohl nur wenige die nicht froh sind wenn sie zumindest für die überzähligen Junghengste einen korrekten Preis bekommen können.

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Der Verkleidungswettbewerb

Eine völlig anders geartete Attraktion für das Publikum ist der Verkleidungswettbewerb. Er ist natürlich nicht ganz ernst gemeint, erfreut aber speziell die jüngsten Zuschauer. Der Hauptzweck dieser Übung ist aufzuzeigen wie gutmütig und vertrauensvoll entsprechend ausgebildete Tiere (kurzfristig) völlig unartgerechte Prozeduren über sich ergehen lassen. Da den Lamas vielerorts immer noch der Ruf spuckender Bestien anhängt, können sie sich hier als äusserst umgänglich Gefährten für Jung und Alt beweisen.

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Die jeweiligen Wettbewerbe sind in zahlreiche Kategorien unterteilt. Zum Beispiel nach Wolltyp bei den Lamas (leicht, mittel und stark bewollt, oder auch Suri-Lamas und Alpakas >> siehe Wolltypen) und Altersgruppen für die Schönheit, oder in Anfänger/Fortgeschrittene bei den Sportwettkämpfen. Im Fall der Letzteren wird noch zwischen Hindernis- und Trekking-Parcours (mit oder ohne Gepäck) und Baby-Trekking unterschieden (Tiere unter 2 Jahren starten mit Sattel aber ohne Last). Im Gespräch sind auch Elite- und Seniorenkategorien. Daneben gibt es noch Gruppen für Kinder- und Jugendliche, sowie Behinderte.

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Als Beispiel unser Punktekonto im April 2012